182. Stiftungsfest - Der Freischütz
Nach Musical und Operette in den beiden letzten Jahren, wollte man auch in diesem Jahr in nichts nachstehen und zum Stiftungsfest wieder ein großes Bühnenwerk präsentieren und so blieb für dieses Jahr beinahe automatisch nur noch: die Oper.
Nachdem dann bereits Ende Mai mit den ersten Proben begonnen worden, zwischenzeitlich noch ein Probenwochenende und in der vorangegangenen Woche eine letzte intensive Probenphase absolviert worden waren, war es am 24. Oktober 2015 so weit: Die Chöre und Solisten des Gesangvereins Eningen präsentierten zu Ihrem „Geburtstag“ die Oper „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber.
In der Oper geht es um den Jägerburschen Max, der einen schwierigen Probeschuss ablegen muss, um seine geliebte Agathe heiraten zu dürfen. Doch leider ist Max seit Wochen vom Pech verfolgt und trifft absolut nichts. Selbst beim Sternschießen („Victoria!“) wird er vom Bauern Kilian übertroffen, der ihn hämisch verspottet („Schau der Herr mich an als König“). Doch Max Kamerad Kaspar hat eine Lösung parat: Freikugeln, die immer treffen. Doch leider hat die Sache einen Haken: Nur 6 Kugeln treffen das, was sie treffen sollen, die 7. Kugel gehört dem Bösen, der Teufel kann sie lenken, wohin er will, denn Letzterer ist es, mit dessen Hilfe die Kugeln überhaupt beschafft werden können.
Kaspar kann Max, der total verzweifelt ist („Nein, länger trag ich nicht die Qualen“) dazu überreden, Freikugeln mit ihm zu gießen. Kaspar macht dies allerdings nicht ganz uneigennützig. Die 7. Kugel soll Agathe töten, Max so in den Selbstmord treiben und seine Seele dann dem Teufel gehören. Zum einen möchte Kaspar sich so an Max rächen, denn dieser hat Kaspar Agathe ausgespannt („Schweig gegen jedermann“); zum anderen bekommt Kaspar dafür vom Teufel drei weitere Jahre geschenkt, denn auch Kaspar steht mit dem Teufel im Bunde und hat ihm seine Seele verkauft („Du weißt, dass meine Frist…“).
Währenddessen bereitet sich Agathe mit Hilfe Ihrer Cousine Ännchen auf die Hochzeit vor. Ein heruntergefallenes Bild vom alten Kuno deutet Agathe als schlechtes Vorzeichen, doch Ännchen beruhigt sie („Schelm, halt fest“), bevor Ännchen ihre Gedanken zu den schönen, jungen Burschen schwelgen lässt („Kommt ein schlanker Bursch“). Doch Agathe will erst beruhigt sein, wenn Max da war und ihr ein gutes Vorzeichen für den Probeschuss am folgenden Tag gebracht hat („Wie nahte mir der Schlummer“, verknüpft mit dem „Gebet“, ganz leicht und transparent vom Frauenchor gesungen).
Und dann ist es so weit: Kaspar taucht unter unheimlichem Gesang („Milch des Mondes“) und umgeben von schauerlichen Wesen (die Tänzerinnen von BewegGrund aus München) in der Wolfsschlucht auf und beschwört den Teufel herauf. Kurz danach erscheint auch Max und die beiden gießen die Freikugeln, während es immer düsterer und ungemütlicher wird und immer noch mehr ungeheuere Gestalten umhergeistern. Und als die letzte Kugel gegossen und das Unwetter auf seinem Höhepunkt ist, brechen Kaspar und Max vor Erschöpfung und Furcht zusammen.
Am frühen Morgen bzw. in der nächsten Szene dann ist der Zuhörer wieder im Haus von Agathe, die Besuch von den Brautjungfern bekommt, die Ihr einen Brautkranz binden („Wir winden dir den Jungfernkranz“; einem der wohl bekanntesten Liedern aus dem Freischütz, gesungen von den älteren Achalmfinken, die auch die Solo-Teile – und das gänzlich ohne Mikrofon – übernahmen).
Und dann steht das Finale an, es geht zur Jagdgesellschaft und zum Probeschuss, eingeleitet durch den Männer- respektive Jägerchor („Was gleicht wohl auf Erden“, das wohl bekannteste Stück der Oper, da es von so ziemlich jedem Männerchor gesungen wird). Glücklicher Weise wurde der Jungfernkranz von Agathe aus den geweihten Rosen eines Eremiten geflochten, sodass die 7. Kugel nicht Agathe trifft, sondern Kaspar, der tot zusammenbricht und vom Teufel geholt wird. Max gesteht seinen Fehltritt und Fürst Ottokar will ihn schon des Landes verweisen, als auf einmal der Eremit erscheint und Ottokar davon überzeugt, im Sinne Gottes (der Freischütz hat viele offene und verdeckte christliche Elemente) Milde und Güte walten zu lassen und so stimmt Ottokar zu, dass Max zwar erst ein Probejahr absolvieren muss, danach aber Agathe heiraten darf. Und so stimmt das Volk in den Jubel ein und es gibt nahezu ein Happy End.
Auch in diesem Jahr waren wieder alle Chöre am Projekt beteiligt und so standen den gut 300 Besuchern knapp 100 Akteure im Alter von 5 – 87 Jahren gegenüber. Frauen- und Männerchor saßen bzw. standen in passenden Kostümen vor der Bühne und bestritten die großen Chöre, die sich einfach nur mit einer solchen Masse an Sängern richtig entfalten können, während sich die Achalmfinken und music and more als Sänger, Akteure und Kulissenschieber auf der Bühne betätigten, unterstützt durch die Solisten – alles „eigene Gewächse“ des Vereins – und die Tänzerinnen (die ganz besonders einen nicht unerheblichen Teil zur unheimlichen Stimmung in der Wolfsschlucht beitrugen).
Solisten waren: Ralph Sautter als Ottokar, Stefan Meßmer als Eremit, Alfred Rusnak als Erbförster Kuno, Erich Schall als Samiel (der Teufel), Andreas Pfäffle als Kilian, Anne Schobert, Kira Sautter, Gina Bross und Kathrin Bussmann als Brautjungfern, Alexander Rabe als Kaspar, Matthias Maier als Max, Rosalie Hehl als Ännchen (dieses Jahr bravourös in ihrer ersten großen Rolle) und Isabel Neumann als Agathe.
Getanzt hatten fünf junge Damen vom Tanzstudio BewegGrund in München unter der Leitung von Sabrina Neumann, die auch hinter der Bühne geholfen hatte, alle Auf- und Abgänge der Solisten zu koordinieren.
Weiterer Dank und Applaus ging an Dorothea und Ernst Hummel und die weiteren Helfer, die zum Bühnenbild beigesteuert hatten, an Ursel Reich und ihr Team, die für die Bewirtung vor und nach dem Konzert und in den Pausen gesorgt hatten, ans Deko-Team Petra Eger und Elli Flieger, an Herrn Pflug von der Firma CL&CS, der für Ton und Licht zuständig war und an alle weiteren Helfer im Hintergrund. Nicht zu vergessen sind an dieser Stelle noch die Baumschule Rall, die die lebenden Bäume für das Bühnenbild ausgeliehen hatte, die Kreissparkasse für den Kartenvorverkauf und besonders das Hausmeister-Team der Festhalle, die dem Chor mit Rat und Tat zur Seite standen.
Den größten Applaus aber erhielten Natalie Schäfer, die die ganze Oper am Klavier begleitet hatte (und sich nicht wie Chor und Solisten zwischendurch immer mal wieder ausruhen konnte) und natürlich Chorleiterin Brigitte Neumann, Ideengeberin, Organisatorin, Motivatorin, Dirigentin und zuständig für so ziemlich alles, vom großen Ganzen bis zum kleinsten Detail – und nicht zu vergessen: perfekte Gastgeberin bei diversen Solistenproben bei ihr zu Hause.
Abschließend bleibt zu sagen, dass es sowohl musikalisch als auch organisatorisch ein sehr erfolgreiches Konzert war, bei dem man sicher an der einen oder anderen Stelle gemerkt hat, dass es sich um einen Laienchor und „Laien-Solisten“ handelt, aber der Gesangverein Eningen will sich ja auch nicht mit der Staatsoper Stuttgart, in der der Freischütz aktuell auch läuft, vergleichen. Zudem war bei dem einen oder der anderen im Publikum zu hören, dass es in der Umgebung wohl kaum einen bis keinen Gesangverein geben wird, der ein solches anspruchsvolles Großprojekt ganz allein, ohne Hilfe von außen stemmen könnte.
Pressebericht Reutlinger Nachrichten
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